Patriarchat begünstigt Missbrauch

Besonders Frauen, Kinder und Jugendliche müssen jederzeit überall hingehen können, müssen sich überall auch auf Dauer aufhalten können, ohne angegriffen, belästigt, drangsaliert, missbraucht zu werden.

Ich möchte das ein wenig konkreter schärfen – Wenn Männer oder Gruppen von Männern Frauen und/oder Kindern sexuelle Gewalt antun, dann ist das niederträchtig, widerlich, hochkriminell und feige.

Das wollen wir nicht. Das will keiner. Da gibt es nichts zu relativieren.

Wenn Männer oder Gruppen von Männern dazu öffentliche Plätze oder öffentlich zugängliche Einrichtung als Ort wählen, sind Maßnahmen zu ergreifen. Teilweise werden sie das bereits, teilweise muss noch mehr getan werden.

Straftaten, Gewaltanwendungen, sexueller Missbrauch in Schwimmbäder sind wenn möglich zu verhindern, festzustellen und zu ahnden – wie an jeder anderen Stelle unseres Landes auch. Und wenn sich Fälle häufen, ist der Ort schwerpunktmäßig zu behandeln.

Was ist hierbei zu tun, was wird bereits zum Teil getan:

  1. Ausweispflicht und Kontrolle am Eingang
  2. Hausverbote in allen derartigen Einrichtungen und Durchsetzung des Hausrechts
  3. Konsequente Aufklärung von Straftaten und konsequente Rechtsanwendung aller in Betracht kommenden Rechtsnormen
  4. Erhöhung der Sicherheitskräfte in den Einrichtungen und Einsatz der kommunalen Ordnungskräfte
  5. Präsenz durch die und nähere Kooperation mit der Polizei – was ich hier häufig fordere: Polizei muss auch ohne konkreten Einsatzanlass deutlicher sichtbar sein und in betreffende Orte hinein wirken.
  6. Sensibilisierung vor Ort, Hinweise und Aufforderung zur Solidarität und Hilfe

Ob uns die Erzählweise und die Vorschläge der AFD weiterbringen, naja ich bin überzeugt, dass nein. Warum? Weil wieder ein durchaus sehr wichtiges Thema nach bewährter AFD Manier geköchelt wird: emotionalisieren – skandalisieren – Täter möglichst mit Migrationsherkunft benennen – Forderung: sich derer zu entledigen – Problem gelöst. Sie wissen, wie ich das bezeichne: monokausal und unterkomplex.

Das Problem an sich ist eben nicht gelöst.

Unsere Ansicht zu Prävention und Repression habe ich gerade beschrieben. Aber auch das reicht nicht.

Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit sexualisierter Gewalt und Gewalt an Frauen und Kindern. Ich beschäftigte mich hier im Landtag sehr intensiv mit der Kölner Silvesternacht und beschäftige mich aktuell mit dem Missbrauchskomplex in Lügde. Aber auch mit den Formen der Gewalt und sexualisierten Gewalt in Familien, Peer Groups, Vereinen, Kirche, im Sport, in der Kultur, an vielen Stellen.

  1. Ein Problem, neben den biologischen Trieben, ist die Macht, bzw. die Vorstellung von Macht, die Ansicht von selbstverständlichen Verfügbarkeiten über andere Menschen.
  2. Gerade in hierarchischen Systemen oder in asymmetrischen Konstellationen wird der Missbrauch begünstigt.
  3. Dort, wo keine oder wenig Kontrolle ausgeübt wird, geschieht es.
  4. Wenn es in der Öffentlichkeit geschieht, werden dennoch Formen der Unauffälligkeit in Gruppen zwecks Herstellung von Anonymität gewählt.
  5. Inkonsequente staatliche Verfolgung und fehlende Unterstützung der Opfer begünstigen Täter.
  6. Ein auf Rollenklischees reduziertes Gesellschaftsbild von Mann und Frau begünstigt den Gedanken einer vermeintlichen Vormachtstellung des Mannes.
  7. Eines der größten Probleme ist nicht die Ethnie, es ist das Patriarchat.

Daran müssen wir arbeiten, wenn die Gewalt und die sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Kinder weniger werden soll. Ansonsten bekämpfen wir Symptome – auch das ist wichtig – reicht aber leider nicht aus.

Sehen Sie hier die Rede von Andreas Bialas im Plenum.